Mit diesem Bericht möchten wir uns solidarisch zeigen mit dem Journalisten und unserem Freund Aziz Oruc, der das Projekt “we are visible” in Azadi Park Slemani journalistisch begleitete und am 11.12.2019 vom türkischen Militär festgenommen wurde.
Aziz war sehr begeistert von unserem Projekt und besuchte uns auch in seiner Freizeit immer wieder im Azadi Park. Geboren wurde Oruc 1984 in Amed (Diyabakir) und ist Vater zweier kleiner Kinder. 2011 wurde er in der Türkei zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Um der Haftstrafe zu entgehen floh er in den Irak und lebte seit 2 Jahren in Slemani. Hier arbeitete er bei verschiedenen kurdischen TVs und Medienanstalten unter anderem bei Rojnews. Seine letzte Recherchearbeit führte ihn ins iranisch-türkische Grenzgebiet. Hier wurde er vom türkischen Militär festgenommen.
Von regierungstreuen türkischen Medien wurde er inzwischen als “Terrorist” bezeichnet. Das ist eine gängige Bezeichnung um kritische Stimmen verfolgen und mundtot machen zu können. Seit der Niederschlagung des Putsches in 2016 geht die türkische Regierung immer härter gegen kritische Journalisten vor. Dutzende wurden zum Teil zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Viele warten seit Jahren auf ihr Urteil.
Die Gründe sind immer ähnlich: Terrorismus, Kritik an der Regierung, Beleidigung des Präsidenten. Der international bekannte Journalist Ahmet Altan wurde - nach kurzer Freilassung - vor kurzem wieder verhaftet. Auch der deutsch-türkische Journalist und Publizist Deniz Yücel sass wegen Terrorpropoganda vom 28 Februar 2017 bis zum 16 Februar 2018 in Untersuchungshaft. Immer mehr Journalisten entscheiden sich fürs Exil.
Verfolgung und Unterdrückung von Medienschaffenden in der Türkei hat System und Geschichte. So wurde zum Beispiel in den 90er Jahren die Zahl der ermordeter Journalisten bei dem Bombenanschlag auf die Büros der kurdischen Zeitung “Özgür Ülke”in Istanbul und Ankara nie ermittelt. Schon damals war es sehr schwierig als freier Journalist zu arbeiten. Die Situation hat sich heute bedenklich verschärft. Dank dem Einsatz engagierter Journalisten gelangten Berichte - wie vom türkischen Militär verwüsteten Dörfern - immer wieder an die Öffentlichkeit.
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